Die Geschichte einer kleinen Dorfkirche in Oberbayern

 

DorfkircheSie war klein, machte zu wenig her, man baute eine größere mit hohem Turm, mit großen Bögen und viel Platz damit die Menschen von weit her kommen können
Probleme mit Feuchtigkeit, die aus dem Boden in den Mauern hoch steigt, die mit den Salzen Anstrich und Putz zerstört, hatte man schon nach einigen Jahren – man sagt hier: „ Salpeter“.
Diese Salpeter-Ausblühungen wurden ab und zu abgebürstet und alles wieder mit Kalk gestrichen. Kalk hatte man auf Vorrat in einer Grube in der Nähe abgelöscht, Kalk war nicht teuer und je nach vorhandenem Zerstörungsgrad wurde auch der zerstörte Putz erneuert. Das ging viele, sehr viele Jahre so bis der Zement kam.
Zement wurde als Wunderbaustoff betrachtet, sind doch damit hergestellte Bauteile viel fester, wasserdicht und witterungsbeständiger, als mit Kalk hergestellte. Putzmörtel, auch Anstriche auf Mörtel, müssen aber diffusionsoffen sein, „atmen“ können, wie der Volksmund dazu sagt. Diese Eigenschaft reicht beim Zementmörtel nicht aus. Trotzdem wurde Zementmörtel verwendet.
Es dauerte nicht lange und der Salpeter kam über den Zementmörtel wieder raus, der Zersetzungsprozess setze sich weiter fort.

 

Dann kamen Spezialzusätze, besondere Fertigmörtel, aber das Schadensbild kam in der gewohnten Form immer wieder, wurde immer schlimmer.
Vor einigen Jahren wurde ein Sanierputz aufgebracht – der Erfolg blieb aus. Schon nach kurzer Zeit kam es wieder zu Fleckenbildung (Bild A), Ausblühungen und Putzzersetzungen sind
Dorfkirchevorprogrammiert.

 

Das gleiche gilt außen für die Fassadenputze. Hier hat man aber auch etwas Gutes getan. Es wurde ein Schottergraben angelegt (Bild B), das Regenwasser kann jetzt schneller versickern und das Problem Rückprallwasser ist auch behoben. Dadurch wurde der Verdunstungsbereich weiter nach unten verlegt, so dass außen bisher weniger Schäden zu erkennen sind. Mit Hilfe elektronische Messgeräte konnte aber festgestellt werden, dass doch noch weiter unter dem Anstrich ein höherer Feuchtigkeitsgehalt vorhanden ist, was auch schon wieder zu Schäden geführt hat. Genauere Messungen nach der Darr-Methode von Bohrproben haben as bestätigt, erhöhte Feuchtigkeit bis in über einem Meter oberhalb Erdreich.

 

 

Der Anteil von aus dem Boden eindringenden Feuchtigkeit, ist wohl in diesem großporigen Tuffgestein gering, aber die Erfahrung zeigt, dass zusätzliche Maßnahmen gegen die aus dem Boden kapillar in den Mauern aufsteigende Feuchtigkeit erforderlich sind. In Neubauten sind horizontale und vertikale Sperren seit Jahrzehnten nach DIN 18195 geregelt.
DorfkircheDiese nachträglich einzubringen, ist in derartig alten Bauten mit dicken Mauern und Gewölben aus technischen Gründen und den damit verbundenen Kosten meist nicht durchführbar.
Porenverschließende Methoden, die als Injektagen bezeichnet werden, kann man hier auch nicht anwenden, das Mauerwerk ist viel zu sehr zerklüftet. Bewährt haben sich in solchen Fällen elektrophysikalische Verfahren, auch als Elektroosmose bezeichnet, die seit 1935 weltweit angewendet werden. Mit diesen Methoden wird keine Feuchtigkeit eingesperrt, vorhandene Restfeuchtigkeit kann ungehindert austrocknen.

 

Will man sofort wieder verputzen, die Kirche wieder im schönen Glanz haben, muß ein geeigneter Putzsystem verwendet werden, die die durch verbleibende Salze bedingten Restfeuchtigkeit verdampfen lässt, ohne dass Salze an die Oberfläche kommen, da bekanntlich Dampf keine Feststoffe transportiert. Eine kontrollierte Entlüftung ist natürlich Voraussetzung, dass kein Schwitzwasser an den Wänden entsteht. was hier in der kleinen Dorfkirche durch die vorhandenen Fensterlüftungsklappen möglich ist. Wichtig ist natürlich nun, dass auch ein porenoffener Anstrich genommen wird, wie z.B. Kalk.
Vorsicht ist bei der Bezeichnung „Mineralfarbe“ geboten, denn diese habe fast ausschließlich einen Kunststoffanteil (Dispersion), der die Diffusion, gerne als Atmung bezeichnet, erheblich mindert, außerdem die Grünalgen und den Schimmel fördert.

 

 

Günther Otto